Gegen zunehmende Antibiotika-Resistenzen - EU legt Aktionsplan vor


BRÜSSEL - Es sind nur winzige Keime, doch auch das stärkste Antibiotikum kann manchmal nichts mehr gegen sie ausrichten. Denn immer häufiger sind Erreger gegen bestimmte Antibiotika resistent. Die EU-Kommission will dem entgegenwirken. Und das ist bitter nötig, wie Zahlen zeigen.

Allein in der EU sterben nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten jährlich etwa 25'000 Menschen wegen einer Infektion mit Erregern, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken.

Weltweit sind es laut Weltgesundheitsorganisation WHO rund 700'000. Zudem verursacht die Resistenz jedes Jahr zusätzliche Kosten im Gesundheitswesen von über 1,5 Milliarden Euro.

Die Zunahme bei den antimikrobiellen Resistenzen hat mehrere Ursachen. Hierzu zählen ein übermässiger und unsachgemässer Einsatz von Antibiotika beim Menschen, eine übermässige Verwendung in der Tierhaltung sowie mangelhafte Hygiene im Gesundheitswesen und in der Lebensmittelkette.

Die EU-Kommission legte nun am Donnerstag in Brüssel im Rahmen eines Aktionsplans Empfehlungen für einen umsichtigen Einsatz von Antibiotika beim Menschen vor.

Künftig mehr Todesfälle

Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, sagte: "Antimikrobielle Resistenzen sind eine wachsende weltweite Bedrohung." Wenn jetzt nicht mehr dagegen getan würde, "könnten sie bis 2050 mehr Todesfälle verursachen als Krebs".

Zudem ist es nicht immer notwendig, dass Antibiotika verschrieben werden. Die Mittel helfen beispielsweise nicht bei Virusinfektionen.

Ziel der Brüsseler Behörde ist es daher, die Verschreibungspraxis bei Antibiotika europaweit anzugleichen. Wie häufig solche Präparate verschrieben werden, variiert derzeit von Land zu Land teilweise enorm.

Ausserdem sprach sich die EU-Kommission dafür aus, Forschung und Wirtschaft mehr Anreize zu geben für die Entwicklung neuer Antibiotika, Diagnosemethoden, Impfstoffe und alternativen Therapien.

Regeln für Tierhaltung

Der von der EU-Kommission präsentierte Aktionsplan ist auf den Antibiotikagebrauch beim Menschen gerichtet. In Bezug auf die Tierhaltung hatte Brüssel bereits 2015 wichtige Legislativvorschläge für Tierarzneimittel und Arzneifuttermittel zur Bekämpfung der Antibiotika-Resistenz erlassen.

Über diese Vorschläge wird derzeit im EU-Parlament und im EU-Rat, dem Gremium der EU-Mitgliedstaaten, beraten. Die Annahme bindender EU-Verordnungen ist für 2018 vorgesehen.

29.06.2017 - SDA

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