Mehrheit der Ärzte findet informierte Patienten problematisch


BERLIN - Patienten informieren sich im Internet immer häufiger über Krankheiten, Symptome oder Behandlungsmöglichkeiten. Bei Ärzten stösst dies allerdings überwiegend auf Kritik, wie aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der Krankenkasse Barmer GEK hervorgeht.

Mehr als die Hälfte der in Deutschland niedergelassenen Ärzte, die an der Umfrage teilgenommen hatten, findet informierte Patienten mindestens problematisch.

45 Prozent der Mediziner meinen zudem, die Selbstinformation der Patienten erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Ansprüche, die die Arbeit der Ärzte belasteten. Fast ein Drittel (30 Prozent) ist der Ansicht, dass die eigenständige Recherche die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeinträchtige. Knapp ein Viertel der Ärzte rät Patienten sogar aktiv von der eigenständigen Suche nach Informationen ab.

Unumkehrbare Entwicklung

"Es ist eine unumkehrbare Entwicklung, dass immer mehr Patienten ihre Krankheitssymptome und die dazugehörigen Therapiemöglichkeiten im Internet recherchieren", erklärte Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Daher sollten Ärzte die Selbstinformation ihrer Patienten als Chance betrachten und fördern.

Barmer-Vorstandschef Christoph Straub erklärte, ein gut informierter Patient, der auf Augenhöhe mit dem Arzt über Krankheit und Behandlungsoptionen diskutiere, sollte "das Ziel aller an der Versorgung Beteiligten sein".

Ärger über Selbstrecherche

Die Ärzte zeigen sich demnach hingegen wenig selbstkritisch. Gut 40 Prozent der Ärzte freuen sich zwar über das wachsende Interesse der Patienten an gesundheitsbezogenen Themen. Knapp zehn Prozent ärgern sich allerdings, wenn der Patient sich mit seinem Problem nicht zuerst an sie wendet.

Die Frage, ob das auch an ihnen selbst liegen könnte, stellen sich aber nur elf Prozent der Mediziner. Für die Onlineumfrage, die im November und Dezember 2015 stattfand, wurden rund 800 Fragebögen von Ärzten ausgewertet.

13.06.2016 - SDA

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